Schloss Paretz Grottenberg

 

Das Schloß und das Dorf Paretz – 20 km nördlich von Potsdam im Land Brandenburg, an der Havel gelegen - wurden 1797-1804 von David Gilly als Sommerresidenz für den Kronprinzen Friedrich-Wilhelm (III.) und seine Gemahlin Luise errichtet und gehören zu den bedeutendsten Zeugnissen der Landbaukunst um 1800 in Preußen.

Im Schloßpark wurden 1798/1799 typisch zeitgenössische Staffagebauten errichtet, vermutlich ist Friedrich Gilly der Autor: eine Ruine, eine Grotte und oberhalb der Grotte ein japanischer Teepavillon. Das Ensemble an der südöstlichen Ecke des Parks in unmittelbarer Nähe zur Einfahrt in das Dorf Paretz gelegen hat als optische Landmarke eine Schlüsselposition für die Ikonografie der Paretzer Anlagen. Die Bauten waren vermutlich mindestens in großen Teilen bis 1945 erhalten, wurden spätestens 1962 bei der Abdeckung durch Erdaufschüttungen zerstört.

2013 fanden auf Initiative des Historischen Vereins Paretz e.V. und mit Unterstützung durch den Bauverein Winzerberg e.V. in Abstimmung mit der SPSG archäologische Untersuchungen statt. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde die südwestlich dem Schloß zugewandte Ruine soweit freigelegt, daß die rechte, südöstliche Seite und die nordöstliche Rückwand gut erkennbar, die linke Seite in Teilen erkennbar sind. Im Verfüllmaterial fanden sich zahlreiche Steine der ursprünglichen Anlage und große Teile der Sandsteinarchitekturen des rückwärtigen Giebels, die zwei tragenden Säulen sind in situ erhalten. Im Bereich der Grotte waren alle drei Außenmauern des Grottenraums bis zur Höhe des Gewölbeansatzes in situ erhalten und freigelegt worden, von der südöstlichen Vorderfront sind nur wenige Teile erhalten, der Lehmboden ist vermutlich der bauzeitliche Fußboden der Grotte. Im Schutt wurden zahlreiche weitere Materialien geborgen.

Auf der Basis der relativ guten Quellenlage und Befunde wurde 2014 von Dr. Detlef Fuchs ein Denkmalkonzept erstellt: „Entsprechend der Satzung zum Schutz des Denkmalbereichs Paretz sind ‚Rekonstruktionen von Verlorengegangenem‘ unter Vorbehalt mit der ‚Ausnahme‘ und in ‚Teilbereichen‘ nicht ausgeschlossen. Im Bereich des Grottenbergs mit seinen drei Staffagebauten ist auf der Grundlage der Bedeutungskomponente, der erst späten und nur teilweisen Zerstörung sowie der bisher erschlossenen, sehr guten Quellenlage ein Stufenprogramm zur Rekonstruktion vorgesehen.“
Dieses Stufenprogramm sieht folgende Schritte vor:
1. die Rekonstruktion der Ruine mit Brücke und teilweiser Rekonstruktion der bauzeitlichen Bepflanzung
2. Rekonstruktion der Grotte mit Gewölbe, ohne Innenverkleidungen etc., mit oberem Abschluß in Form des Plateaus des Pavillons und Geländer
3. Wiederherstellung des gärtnerischen Umfelds
4. Wiedererrichtung des Japanischen Pavillons, zumindestens in der überlieferten Kubatu

Im Rahmen der Baumaßnahme 2019 wurden die Schritte 1 und 2 realisiert, Schritt 3 soll 2020 folgen. Die Bauausführung erfolgte in enger Zusammenarbeit der sehr kompetenten und engagierten ausführenden Firmen (FA Roland Schukze mit Natursteinrestaurator Gansky, FA Etterburg, FA Ehnert) mit den Vertretern der SPSG und den Planer, um immer wieder auf die freigelegten befunde vor ort reagieren zu können.